Ich liebe meine Kinder bedingungslos und doch behandle ich jedes von ihnen unterschiedlich. Dabei bin ich nicht immer gerecht. Das denke ich über mich selbst und das sagen mir meine Kinder von Zeit zu Zeit. Warum schaffe ich es nicht, alle gleich zu behandeln? Das und meine Maßnahmen für ein gerechtes zu Hause lest Ihr in dem folgenden Blogbeitrag.
Ich bin nicht immer gerecht, weil ich ein Mensch bin und kein Mensch ist perfekt. Damit könnte ich es auf sich beruhen lassen. Aber ich möchte mehr, ich möchte gerne zu allen meinen Kindern gerecht sein. Ich möchte sie alle gleich behandeln. Doch genau das ist unendlich schwierig. Schließlich sind meine Kinder unterschiedlich. Sie sind Individuen. Jedes von ihnen ist anders.
Viele verstehen Gerechtigkeit als ein Verhalten, das jedem gleichermaßen sein Recht gewährt. Ginge es nur darum, meinen Kindern die gleichen Rechte zu gewähren, würden wir die Kinder gerecht erziehen. Sie bekommen das gleiche Essen, jeweils ein Zwillingspaar hat einen Vorrat an Kleidung. Sie gehen in denselben Kindergarten. Dank Corona sind sie im Kindergarten in demselben Bereich und haben dieselben Erzieherinnen. Ganz schön gerecht, oder?
Ich glaube, dass es bei Gerechtigkeit in der Erziehung nicht nur um gleiche Rechte geht- um den objektiv messbaren Zugang zu gleichen Ressourcen – sondern es geht um das Gefühl des Kindes gleich behandelt und gleich geliebt zu werden. Genau das macht es so schwer. Es reicht eben nicht, die gleichen Betten und die gleichen Spielsachen zur Verfügung zu stellen. Es geht darum, Kinder gleich zu behandeln. Es geht darum, ihnen das Gefühl zu geben „Mami sieht dich und Mami hat dich genauso lieb wie deine Geschwister“.
Diese Herausforderung fängt morgens beim Aufstehen an und hört abends beim Einschlafen nicht auf. Mein jüngster Sohn steht morgens fröhlich und gut gelaunt auf. Er hat einen gesunden Appetit und geht gerne in den Kindergarten. Eine Wohltat für die Seele. Er strahlt mich an, ich strahle zurück. Oft gibt’s ein Küsschen obendrein, weil er mich in eine gute Stimmung versetzt.
Mein anderer Sohn schläft gerne lange und möchte am liebsten überhaupt nicht geweckt werden. Oft möchte er vor dem Aufstehen noch eine Runde kuscheln. So wie er insgesamt sehr lieb und kuschelbedürftig ist. Zu selten habe ich morgens Zeit zum Knuddeln und muss ihn enttäuschen. Er fängt dann manchmal an zu weinen und es bricht mir das Herz. Wenn ich sehr unter Zeitdruck stehe, reagiere bereits ab diesem Moment gereizt.

Meine jüngste Tochter steht von selbst auf, wenn sie hört, dass unser zu Hause zum Leben erwacht. Sie ist ein bisschen motzig, weil es ja noch so früh ist. Sie zieht sich schnell an und möchte die erste am Frühstückstisch sein. Ich beeile mich, möglichst auch schnell am Tisch zu sitzen. Sie soll auf gar keinen Fall alleine frühstücken.

Meine Erstgeborene schläft gerne lange und braucht gefühlte Ewigkeiten bis sie sich angezogen hat. Sie verliert schnell die Fassung und weint wegen gefühlten Kleinigkeiten. T-Shirts, die nicht die richtige Farbe haben und Hosen, die ihr nicht gefallen gehören dabei zur Tagesordnung. Mir fällt es sehr schwer, mich auf diese Stimmungsschwankungen einzulassen. Gute Ratschläge verschlimmern die Situation. Ich lasse sie meist in Ruhe, weil ich ihr nicht helfen kann. Dabei habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ihr ihr gerne helfen möchte.
Ich behandle meine Kinder bei unserer Morgenroutine unterschiedlich, bin ich deshalb ungerecht? An schlechten Tagen sagen meine Kinder „ja“. Ich hatte zu wenig Zeit zum Kuscheln, dafür nur Augen für Strahlemann Sohn. Meine Tochter hat doch allein am Frühstückstisch gesessen, weil ich mich zu Diskussionen über die richtige Kleidung habe hinreißen lassen.
Wie könnte ich gerechter sein? Oder sollte ich es mir leichter machen, indem die Erwachsenenbrille aufsetze und sage, ich behandle meine Kinder nicht ungerecht, sondern ich reagiere auf sie. Auf jedes Individuum einzeln. Das würde mein Gewissen erleichtern, bei meinen Kindern bliebe das Gefühl ungerecht behandelt zu werden.
Wie schaffe ich es allen Ansprüchen gerecht zu werden?
Die ehrliche Antwort lautet: Perfekt werde ich wohl nie werden. Ich versuche mit folgenden Maßnahmen, die Welt meiner Kinder gerechter zu machen.
Ruhig bleiben
Am besten kann ich die Launen meiner Kinder abfangen, wenn ich selbst entspannt bin. Innere Ruhe und Frieden finde ich, wenn ich mit meiner Arbeit und meiner Partnerschaft zufrieden bin. Ich muss mich also erst selbst ins Gleichgewicht bringen, bevor ich meine Kinder möglichst gleich behandeln kann. Das ist in Corona Zeiten leichter gesagt als getan. Mir hilft es, jeden Tag mir eine halbe Stunde Zeit nur für mich zu nehmen. Oft atme ich einfach nur tiiieef ein und aus.

Zeit für mich. Gerne mit einer Tasse Kaffee und einer Zeitschrift.
Hilfe holen
Eine weitere Bezugsperson schafft Entspannung. Es lohnt sich die Papas, Großeltern oder Babysitter so oft wie möglich einzubinden. Gerade unseren Morgenstress bewältige ich nur mit Hilfe vom besten Ehemann von allen und unserer Haushaltsfee, die drei Mal in der Woche kommt. Der beste Ehemann von allen betreut den Frühstückstisch, während ich noch die letzte Kuscheleinheit verteile.
Klare Regeln für alle und für alles
Wenn ich meine Kinder gleich behandeln will, brauche ich klare Regeln. Nach diesen Regeln müssen sich alle richten – auch die Eltern. Was wichtig ist, beurteilen Kinder und Eltern oft unterschiedlich. Folgende Regeln habe ich für uns alle aufgestellt:
- Jeder, der sich selbst anziehen kann, tut dies auch.
- Jeder der sich selbst Brote schmieren kann, schmiert sich seine Brote selbst.
- Meine Kinder öffnen gern die Haustür, haben aber noch keinen eigenen Schlüssel. Sie müssen sich abwechseln. Damit keiner zu kurz kommt, haben wir eine Türliste, wer als erstes die Haustür öffnen darf.
- Mir ist sehr wichtig, dass wir alle zusammen essen und dasselbe essen. Ich habe keine Lust, unterschiedliche Mahlzeiten zu kochen, um jeder Vorliebe gerecht zu werden. Was gekocht wird, bestimme ich- Mamahoheit. So entfallen Diskussionen, wer wann welches Liebesgericht bekommt oder, ob ich nicht doch noch eine Extrabeilage zaubern könnte.

Kinder in Entscheidungen einbeziehen
Ich finde es hilfreich Kinder in Entscheidungen mit einzubeziehen.
Ein großer Streitpunkt war bei uns der jährliche Familienkalender, den ich mit Fotos selbst gestalte. Wer ist wie oft auf einer Seite zu sehen? Warum gibt es von allen anderen Geschwistern Bilder mit Faschingskostümen und nur von mir nicht? Dieses Streitthema konnte ich befrieden, indem ich meine Kinder mit in die Auswahl der Bilder einbeziehe. Welche Fotos sollen wir nehmen? Wo platzieren wir sie und welchen Hintergrund nehmen wir? Da alle mitentscheiden dürfen, fühlt sich keiner übergangen.
Andere typische Streitthemen wie zum Beispiel. „Wer sitzt wo im Auto?“ befriede ich, indem ich meinen Kindern die Entscheidung überlasse. Meine Kinder finden in vielen Fällen selbst die beste Lösung. Sie zählen aus oder sie verhandeln. „Wenn du auf dem Platz sitzt, dann darf ich die Musik aussuchen.“
Ungerechtigkeit zugeben
Wenn ich ungerecht war, bekenne ich Farbe. Das sind die Momente, in denen ich mich in die Perspektive meines Kindes hineinversetze und Farbe bekenne: „Ja, ich war ungerecht. Es tut mir leid.“ Vielleicht kann ich eine Erklärung geben, warum ich ungerecht war.
Wie sieht es bei Euch aus? Ist Gerechtigkeit ein Thema für Euch? Was sind Eure Strategien, gerecht zu bleiben?
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